Hundeerziehung

Wie verändert sich das Leben mit einem Hund ?

Die ratio­na­le Kauf­ent­schei­dung oder, wie wir Hun­de­hal­ter es sagen, die Fami­li­en­er­wei­te­rung, soll gut über­legt sein. Denn ein Hund bedeu­tet nicht nur, dass das Rudel grö­ßer wird, es bedeu­tet vor allem Ver­ant­wor­tung für ein schutz­be­dürf­ti­ges Lebe­we­sen zu über­neh­men, wel­ches im Gegen­zug ganz viel Lie­be zu geben hat. Mit die­sem Arti­kel möch­ten wir dir unse­re Erfah­rung mit­tei­len, wie sich unser Leben mit einem Hund ver­än­dert hat.

Alltagsroutine

Zunächst ein­mal eta­bliert sich mit der Zeit eine Art All­tags­rou­ti­ne, denn wir pas­sen unse­re Gas­si­run­den an die Arbeit, Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten usw. an und irgend­wann besitzt der Hund ein Gespür dafür, wann es nach drau­ßen geht. Gera­de in jun­gem Hun­de­hal­ter (so bis ca. 3 Jah­ren) war es so, dass die­se Rou­ti­ne auch aktiv durch Richy (das ist der schwar­ze Misch­lings­hund) ein­ge­for­dert wur­de. Dabei wur­de auch kei­ne Rück­sicht dar­auf genom­men, wann wir zu Hau­se waren, ob es Wochen­en­de ist oder wie es uns geht. Mitt­ler­wei­le ist es so, dass wir die­se Rou­ti­ne um meh­re­re Stun­den ver­schie­ben kön­nen und Richy uns durch Kör­per­spra­che signa­li­siert, wann er raus muss. Lau­te (Bel­len oder Win­seln), wie zu Beginn, wer­den nur noch in sel­te­nen Fäl­len benutzt.

Per Gesetz ist es sogar vor­ge­schrie­ben, dass wir mehr­mals täg­lich in aus­rei­chen­der Län­ge mit unse­rem Hund drau­ßen sind (https://www.gesetze-im-internet.de/tierschhuv/TierSchHuV.pdf). Selbst bei Wind und Wet­ter müs­sen unse­re Hun­de raus und wir natür­lich mit :p

Urlaub

Kurz und knapp : Wir flie­gen nicht mehr. Richy kommt aus einer Tötungs­sta­ti­on und wir haben sehr schnell fest­ge­stellt, dass er Angst vor Boxen hat. Sicher­lich konn­ten wir die Angst größ­ten­teils abtrai­nie­ren, aber ein Rest bleibt da immer. Da wir unse­rem Hund nicht zumu­ten wol­len, in einer Box in einem lau­ten Flug­zeug allei­ne flie­gen zu müs­sen, haben sich unse­re Urlaubs­zie­le ver­scho­ben. Selbst über­trie­ben lan­ge Auto­fahr­ten ver­su­chen wir zu ver­mei­den, da Richy auch da vor­ge­prägt und ängst­lich ist. Aber kei­ne Angst, auch wir fah­ren teil­wei­se 10 Stun­den bis nach Däne­mark und machen dann aus­gie­big Pau­sen. Alter­na­tiv bau­en wir Zwi­schen­stopps ein.

Privatleben

Das waren ver­mut­lich die größ­ten Ein­schnit­te für uns. Denn Richy ist für uns ein Fami­li­en­mit­glied, dass wir zwar auch allei­ne las­sen kön­nen, aber alles über maxi­mal 6 Stun­den (und die­se selbst nur in Aus­nah­me­fäl­len) fin­den wir abso­lut nicht ver­ant­wort­bar. Das bedeu­tet, dass wir uns ent­we­der einen Sit­ter suchen müs­sen oder aber unse­re
Tref­fen so pla­nen, dass wir eben nicht zu lan­ge weg sind. Wir haben aber auch gemerkt, dass der Kon­takt zu Men­schen zurück­ge­gan­gen ist, wo der Hund bspw. nicht erwünscht ist. Es erfor­dert einen höhe­ren Orga­ni­sa­ti­ons­auf­wand, wenn wir unse­re Hob­bys und die Hun­de koor­di­nie­ren wol­len.

Liebesleben

Hun­de sind eifer­süch­tig und wenn sich Mama und Papa ein wenig Zwei­sam­keit wün­schen, dann fühlt sich der Hund aus­ge­schlos­sen. Auch das muss­ten wir trai­nie­ren. Denn ein­fach die Tür zu schlie­ßen hilft da nicht, da die Hun­de uns ja den­noch wahr­neh­men. Also muss­ten wir bewusst Signa­le set­zen und antrai­nie­ren, dass es auch eine rei­ne Men­schen­zeit gibt ohne haa­ri­ge Men­schen­ba­bies 🙂

Sicherheit

Wir haben mehr Sicher­heit im Haus. Richy teilt uns ganz klar mit, wenn frem­de Men­schen das Grund­stück betre­ten (lei­der auch bei Tau­ben). Das scheint manch­mal ner­vig zu sein, bringt aber auch gute Zei­ten mit sich. Er hat bspw. mal einen Schlag­an­fall bei unse­rem Nach­barn erschnüf­felt. Er weiß direkt, wenn es einem Men­schen nicht gut geht, wenn er krank wird oder sich der Kör­per bei der Frau monat­lich ver­än­dert. Wenn ihr mehr über die Nase des Hun­des erfah­ren und even­tu­ell euren Hund mit Nasen­ar­beit aus­las­ten wollt, dann schaut euch doch mal unser Buch “Mit der Nase vor­aus” an.

Kleidungsstil

Bei den Gas­si­run­den sind wir auf funk­tio­na­le Klei­dung umge­stie­gen. Wir tra­gen also sel­ten Kleid und Hemd, da wir meis­tens schmut­zig wer­den. Unser Hund darf ins Feld ren­nen (wenn nichts wächst) und er darf auch ins Was­ser sprin­gen, wenn er möch­te. Wei­ße Klei­dung ist bei uns des­halb auch eher eine Sel­ten­heit gewor­den.

Welpenphase und Flegelzeit

Vor­ab : die ers­ten drei Jah­re sind echt kein Zucker­schle­cken. In der Wel­pen­pha­se kann der Hund noch nicht sehr viel. Wir muss­ten regel­mä­ßig nachts auf­ste­hen, damit sich der Hund ent­lee­ren kann. Tags­über müs­sen regel­mä­ßig Pau­sen ein­ge­baut wer­den, damit der Hund sich ent­lee­ren kann. Ist das nicht der Fall, pas­siert sehr schnell ein Mal­heur in der
Woh­nung. Der Wel­pe sucht Schutz, er kennt noch nicht so viel und wir müs­sen ihm zur Sei­te ste­hen, damit er rei­fen kann. Wir wer­den hier­zu noch mal einen eige­nen Text verfassen.Die

Fle­gel­pha­se kann sich bei einem Hund unter­schied­lich äußern. Der Hund ver­sucht sich, wie in der mensch­li­chen Puber­tät, von sei­nem Rudel abzu­sto­ßen und tes­tet sich aus. Er ist weder Fisch noch Fleisch und sucht sei­nen Platz in der Gesell­schaft. So wird er auf­müp­fig, frech, respekt­los und auf der ande­ren Sei­te ent­wi­ckelt er auf ein­mal Ängs­te und benö­tigt uns. In die­sen maxi­mal 2,5 Jah­ren müs­sen wir dem Hund zur Sei­te ste­hen und ihn dabei unter­stüt­zen, sei­nen Weg zu gehen. In der Regel durch­lebt der Hund 3 Zyklen in der Fle­gel­pha­se. Man­che Hun­de star­ten mit 5 Mona­ten. Richy war ca. 9 Mona­te, Tom­my (der hel­le Eura­si­er) war 5 Mona­te und 3 Wochen, als es los­ging. Bei Richy war die Fle­gel­pha­se mit drei Jah­ren vor­bei. Bei Tom­my wird sie ver­mut­lich schon mit 2,5 Jah­ren been­det sein. Die­se Zeit ist für uns Men­schen sehr anstren­gend, da der Hund alles ver­gisst, was wir ihm zuvor bei­gebracht haben. Er ist über­for­dert von den gan­zen Rei­zen und Gerü­chen und ein kon­trol­lier­tes Gas­si­ge­hen ist meis­tens nicht mehr mög­lich. Und den­noch müs­sen wir immer die Stüt­ze für unse­re Fell­na­se sein.

Wir haben euch jetzt einen klei­nen Aus­blick gege­ben, wie sich das Leben mit Hund ver­än­dert. Und ja : es ist nicht alles Gold, was glänzt. Gera­de die Anfangs­zeit ist sehr ner­ven­auf­rei­bend und ich habe schon ein paar Mal gesagt : “Wenn der Hund sich so benimmt, dann ist das echt zum Abge­wöh­nen”. Nach die­ser Zeit und bei kon­se­quen­ter Erzie­hung habt
ihr aber mit spä­tes­tens drei Jah­ren den bes­ten und treus­ten Beglei­ter. Für uns sind Richy und Tom­my nicht nur Fami­li­en­mit­glie­der, son­dern auch das bes­te Hob­by, das wir jemals hat­ten. Wir genie­ßen es, min­des­tens 3x am Tag drau­ßen zu sein und schö­ne Spa­zier­gän­ge in die Ber­ge, am Strand, im Wald oder ein­fach nur in der Nach­bar­schaft zu haben.

Ein Hund lohnt sich alle­mal, aber es ist wich­tig zu wis­sen, dass ein Hund auch Arbeit bedeu­tet.

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