Hundeerziehung

Territorialverhalten von Hunden – Definition, Erklärungen und Hundefakten

Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten von Hun­den — vie­le von uns Hun­de­hal­tern ken­nen es : Wir sit­zen gemüt­lich im Gar­ten, jemand geht am Gar­ten­tor oder am Zaun vor­bei und der Hund prescht nach vorn und bellt – er beschützt sein Ter­ri­to­ri­um und zeigt dies kör­per­sprach­lich laut­hals an. Das Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten von Hun­den ist erst ein­mal nicht unge­wöhn­lich. Schließ­lich liegt es vie­len Hun­den in den Genen, das eige­ne Ter­ri­to­ri­um abzu­ste­cken, zu ver­tei­di­gen und zu beschüt­zen. Ein Ver­hal­ten, wel­ches Wöl­fe eben­falls an den Tag legen. Es gibt natür­lich Hun­de­ras­sen, die ein deut­lich grö­ße­res Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten zei­gen, ande­re wie­der­um weni­ger. Doch ist Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten ein Fehl­ver­hal­ten des Hun­des ? Kann die­ses mit Aggres­si­vi­tät gleich­ge­setzt wer­den ? In unse­rem neu­en Arti­kel möch­ten wir ger­ne auf die Defi­ni­ti­on, wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se und Tipps und Hil­fen ein­ge­hen, damit du das Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten dei­nes Hun­des bes­ser ver­ste­hen und damit umge­hen kannst.

Was genau ist Territorialverhalten von Hunden ?

Spre­chen wir von ter­ri­to­ria­lem Ver­hal­ten eines Hun­des, ist von einem ange­bo­re­nen Ver­hal­ten aus­zu­ge­hen, wel­ches dar­auf abzielt, das eige­ne Revier zu ver­tei­di­gen und zu beschüt­zen. Dies kann der eige­ne Gar­ten, das Grund­stück des Hau­ses oder sogar die Woh­nung sein. In der frei­en Wild­bahn ver­tei­di­gen Wöl­fe ihr Ter­ri­to­ri­um, um nicht nur das eige­ne Rudel zu schüt­zen, son­dern zugleich die eige­nen Res­sour­cen. Ein völ­lig nor­ma­les Ver­hal­ten, wel­ches nicht als Fehl­ver­hal­ten des Hun­des zu ver­ste­hen ist.

Der Hund stammt vom Wolf ab, der eben­falls die­se Ver­hal­tens­wei­sen zeigt. Zwar haben sich unse­re heu­ti­gen Hun­de­ras­sen durch die Domes­ti­ka­ti­on stark wei­ter­ent­wi­ckelt. Bei vie­len Hun­den sind die grund­le­gen­den Instink­te jedoch immer noch vor­han­den. Es gibt eini­ge Hun­de­ras­sen, die als Arbeits­ras­sen bekannt sind, was bedeu­tet, dass sie eine bestimm­te Auf­ga­be bekom­men haben, die sie im All­tag aus­füh­ren müs­sen. Eini­ge Hun­de­ras­sen wur­den dafür gezüch­tet, um Haus und Hof zu bewa­chen und zu beschüt­zen. Die­se Vier­bei­ner zei­gen eben­falls ter­ri­to­ria­les Ver­hal­ten.

Wissenschaftliche Hintergründe in Hinblick auf das Territorialverhalten von Hunden

For­scher haben schon vor eini­gen Jah­ren her­aus­ge­fun­den, dass das Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten beim Hund nicht nur gene­tisch, son­dern auch hor­mo­nell bedingt ist. In einer Fach­zeit­schrift (Ani­mal Beha­vi­or, Smith et al., 2017) wur­de bereits geschrie­ben, dass bestimm­te Hor­mo­ne, wie etwa das Oxy­to­cin und das Vaso­pres­sin, eine wich­ti­ge Rol­le bei die­sen Ver­hal­tens­wei­sen spie­len. Die­se bei­den Hor­mo­ne beein­flus­sen das Sozi­al­ver­hal­ten eines Hun­des, unter ande­rem auch das Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten.

Betrach­ten wir uns bei­de Hor­mo­ne ein­mal genau­er. Das Oxy­to­cin ist auch als soge­nann­tes „Bin­dungs­hor­mon“ bekannt. Es för­dert die Bin­dung zwi­schen uns Men­schen und unse­ren Hun­den. Das Hor­mon Vaso­pres­sin hin­ge­gen ist für die Regu­la­ti­on von ter­ri­to­ria­lem Ver­hal­ten und Aggres­si­on ver­ant­wort­lich. Laut den For­schungs­er­geb­nis­sen zeigt sich, dass ein erhöh­ter Oxy­to­cin-Spie­gel bei Hun­den die Bin­dung stärkt. Eine posi­ti­ve Bin­dung zwi­schen Mensch und Hund kann wie­der­um dafür sor­gen, dass ter­ri­to­ria­les Ver­hal­ten gemin­dert wird.

Wie zeigt sich Territorialverhalten bei Hunden ?

Ter­ri­to­ria­les Ver­hal­ten bei Hun­den kann sich auf ver­schie­de­ne Wei­sen zei­gen. Wir haben uns die häu­figs­ten Anzei­chen her­aus­ge­sucht und möch­ten euch kurz erklä­ren, war­um es sich um ter­ri­to­ria­le Ver­hal­tens­wei­sen han­deln kann.

  • Das Mar­kie­ren : Hier­bei han­delt es sich um die auf­fäl­ligs­ten Ver­hal­tens­wei­sen von ter­ri­to­ria­lem Ver­hal­ten. Durch das Mar­kie­ren hin­ter­lässt der Hund sei­nen Urin an ver­schie­de­nen Stel­len und „mar­kiert“ dadurch sein Revier. Ein Ver­hal­ten, mit dem unse­re Hun­de Prä­senz zei­gen und gleich­zei­tig eine Kenn­zeich­nung abge­ben.
  • Laut­äu­ße­run­gen, wie Knur­ren und Bel­len : Hun­de, die Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten zei­gen, knur­ren und bel­len laut, wenn sich ein frem­der Mensch oder ein Tier dem eige­nen Ter­ri­to­ri­um nähert. Die­ses Ver­hal­ten soll den „Ein­dring­ling“ abschre­cken.
  • Aggres­si­ves Ver­hal­ten : Hun­de, die Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten zei­gen, sind nicht gleich aggres­siv. Sie kön­nen jedoch aggres­siv reagie­ren, wenn sie ihr eige­nes Ter­ri­to­ri­um ver­tei­di­gen. Knur­ren, Zäh­ne flet­schen oder ein direk­ter Angriff kön­nen mög­lich sein.
  • Der Res­sour­cen­schutz : Ter­ri­to­ri­al ver­an­lag­te Hun­de nei­gen häu­fi­ger dazu, die eige­nen Res­sour­cen, wie Fut­ter, Spiel­zeug oder den eige­nen Schlaf­platz zu ver­tei­di­gen.
  • Die Kör­per­hal­tung des Hun­des : Ein erho­be­ner Kopf, auf­ge­rich­te­te Ohren, gesträub­tes Fell und ein auf­merk­sa­mer Blick kön­nen bereits ers­te Anzei­chen für ein sol­ches Ver­hal­ten sein. Zeigt dein Vier­bei­ner ter­ri­to­ria­les Ver­hal­ten, kannst du dies ein­deu­tig an sei­ner Kör­per­spra­che erken­nen.
  • Stress und Unru­he : Nähert sich eine Per­son oder ein ande­res Tier dem Ter­ri­to­ri­um, sind Unru­he und Stress beim Hund zu erken­nen. Zit­tern, Hecheln oder über­mä­ßi­ges Krat­zen kön­nen als ers­te Anzei­chen gedeu­tet wer­den.

Du siehst, es gibt eini­ge Anzei­chen, anhand deren du ter­ri­to­ria­les Ver­hal­ten bei dei­nem Hund erken­nen kannst. Vie­le Hun­de lie­gen auch auf eigen aus­ge­wähl­ten „Aus­sichts­plät­zen“ und beob­ach­ten ihre Umge­bung ganz genau.

Doch was denkt dein Hund in diesem Moment ?

Eine berech­tig­te Fra­ge. Damit du dei­nen Vier­bei­ner in die­ser Situa­ti­on bes­ser ver­ste­hen kannst, möch­ten wir auch dar­auf kurz ein­ge­hen.

Für dei­nen Hund ist es nichts wei­ter als eine „Auf­ga­be“ oder ein „Job“. Wie schon erwähnt, wur­den eini­ge Hun­de­ras­sen dafür gezüch­tet, auf Haus und Hof auf­zu­pas­sen. In einem gewis­sen Maße kannst du die­ses Ver­hal­ten zulas­sen, soll­test dir jedoch im Kla­ren sein, dass du das Ver­hal­ten dei­nes Hun­des kon­trol­lie­ren und beein­flus­sen kannst. Machst du das nicht, kann das Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten schnell aus dem Ruder lau­fen und für dein Umfeld gefähr­lich wer­den.

Stell dir vor, dein Vier­bei­ner ist den gan­zen Tag damit beschäf­tigt, auf dich, die Fami­lie, den Gar­ten und das Haus auf­zu­pas­sen. Er ver­bellt alles und jeden, der sich eurem Grund­stück nähert. Dies macht nicht nur müde, son­dern sorgt für Stress bei dei­nem Hund. Hin­zu kommt, dass dein Hund mehr und mehr auf klei­ne Rei­ze reagiert, sodass ein klei­ner Vogel bereits ein Aus­lö­ser für die­se Ver­hal­tens­wei­sen sein kann. Hat dein Hund dann auch noch Erfolg mit sei­nem Ver­hal­ten, wird es von ihm als selbst beloh­nend ange­se­hen und fängt an, ihm Spaß zu machen. Genau­so ist es übri­gens auch beim Jagd­ver­hal­ten. Je mehr Erfolg dein Vier­bei­ner mit sei­nem Ver­hal­ten hat, des­to mehr belohnt er sich selbst und hat Spaß dar­an.

Doch gibt es einen Unterschied zur territorialen Aggression ?

Jain, vie­le Hun­de nei­gen dazu, einen Ein­dring­ling zu bedro­hen oder zu ver­bel­len. Zeigt dein Vier­bei­ner nun die Ten­denz zu einem gerin­gen ter­ri­to­ria­len Ver­hal­ten, zeigt er in der Regel ein auf­ge­reg­tes Ver­hal­ten. Bei­spiels­wei­se, wenn du Besuch bekommst. Je höher die Ten­denz zu einem sol­chen Ver­hal­ten ist, des­to eher kön­nen auch Ver­hal­tens­wei­sen erkenn­bar sein, die aggres­siv schei­nen. Bei einer star­ken Ten­denz zum Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten beim Hund sind die Dro­hun­gen deut­lich stär­ker. Das bedeu­tet, dass dein Hund nicht mehr droht, son­dern sofort in einen Angriff über­geht.

Fol­gen­de Ver­hal­tens­wei­sen fal­len unter ter­ri­to­ria­le Aggres­si­vi­tät

  • Das Fixie­ren eines Ein­dring­lings
  • Das Ver­fol­gen eines Ein­dring­lings
  • Ansprin­gen, Vor­stür­men, Bei­ßen
  • Tie­fes, dro­hen­des Bel­len
  • Ver­bel­len des Ein­dring­lings in einer eher hohen Ton­la­ge

Lässt sich territoriales Verhalten bei Hunden „abtrainieren“?

Die­se Fra­ge kön­nen wir mit einem kla­ren Nein beant­wor­ten. Ähn­lich wie beim Jagd­ver­hal­ten han­delt es sich um gene­tisch beding­te Ver­hal­tens­wei­sen, die sich nicht ein­fach abtrai­nie­ren las­sen. Mit einem guten Trai­ning ist es jedoch mög­lich, dei­nen Hund so weit zu kon­trol­lie­ren, dass die­se Ver­hal­tens­wei­sen für kei­ner­lei Pro­ble­me im All­tag sor­gen. Dar­auf gehen wir in einem geson­der­ten Arti­kel ein.

Fazit : Territorialverhalten beim Hund ist ein komplexes Verhaltensmuster

Auf­grund des­sen, dass ter­ri­to­ria­les Ver­hal­ten von Hun­den auf gene­ti­schen und zugleich hor­mo­nel­len Fak­to­ren basiert, kannst du die­ses durch ein geziel­tes Trai­ning posi­tiv beein­flus­sen. Es han­delt sich schließ­lich um modi­fi­zier­ba­re Ver­hal­tens­mus­ter, die mit den rich­ti­gen Ansät­zen posi­ti­ve Ver­än­de­run­gen her­bei­füh­ren kön­nen. Betrach­tet dei­nen Hund und sei­ne Ver­hal­tens­wei­sen immer indi­vi­du­ell. Die Ver­hal­tens­wei­sen dei­nes Hun­des müs­sen nicht sofort auf eine ter­ri­to­ria­le Aggres­si­vi­tät hin­deu­ten. Es kommt immer dar­auf an, wie hoch die Ten­denz zu die­sem Ver­hal­ten ist und wel­che Anzei­chen dein Vier­bei­ner zeigt.

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